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Wie kann ich mich selbst so lieben, wie ich bin?

Miriam steht am Rand der Tanzfläche. Gerne würde sie tanzen, doch sie traut sich nicht. Unter den Blicken der zuschauenden Gäste fühlt sie sich unzulänglich. Was, wenn sie nicht gleich den Rhythmus erwischt, wenn sie sich ungeschickt anstellt?
Wer kennt das nicht, das Gefühl, nicht perfekt genug zu sein, irgendwie nicht ganz richtig zu sein, nicht dazuzugehören oder, zumindest phasenweise, ungeliebt zu sein – kurz gesagt: das Gefühl, mit sich selbst im Mangel zu sein? Oder positiv ausgedrückt: Hat nicht jeder von uns – egal ob Mann oder Frau – irgendwann schon einmal die Sehnsucht nach vollständiger Anerkennung und bedingungslosem Geliebtwerden verspürt?

Ich denke, dass die meisten von uns sich immer mal wieder mit Gefühlen dieser Art konfrontiert sehen. Angenommen zu sein und geliebt zu werden sind menschliche Grundbedürfnisse, die allzu oft in unserer Biografie nicht lückenlos befriedigt wurden. Was also ist zu tun? Muss sich erst mein Umfeld ändern, muss ich mir neue Freunde suchen, damit ich mich angenommen fühle? Spätestens seit Erscheinen des Beziehungsratgebers von Eva-Maria Zurhorst mit dem provozierenden Titel „Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest“ wissen wir, dass wir uns keinen Gefallen tun, wenn wir uns auf eine ständige Suche nach der einzig wahren Person machen, die zu uns passt, dem Menschen, der uns bedingungslos liebt und uns in allem, was wir sind und tun, akzeptiert. Die wichtigste Person, die mich bedingungslos lieben kann, bin ich selbst.

Doch wie kann das gehen?
„Wie kann ich mich selbst so lieben, wie ich bin?“
„Wie kann ich mich selbst annehmen?“
„Wie gelingt es mir, Seelenfrieden zu finden?“
Die Antwort ist bereits in der Frage angelegt: Durch Annahme dessen, was ist.

Was meistens passiert, wenn wir uns unzulänglich fühlen, ist, in Widerstand zu gehen. Im obigen Beispiel: „Ich muss erst besser tanzen können, damit ich mich auf die Tanzfläche wagen kann.“ Wir wollen nicht akzeptieren, dass wir uns ungeschickt anstellen mögen, und ziehen uns selbst zur Verantwortung: „Ich bin ja selbst schuld, wenn ich nicht so gut tanzen kann. Ich hätte ja schon längst …“ Oder: „Ich bin eben nicht begabt.“ Oder: „Das Schicksal meint es nicht gut mit mir.“

Doch was wäre, wenn ich diesen Moment des Zögerns und des Selbstzweifelns ganz bewusst (mit-)fühlen würde? Wenn ich mir nicht nur meiner Gedanken gewahr werden, sondern auch meine körperlichen Reaktionen spüren würde? Vielleicht zieht sich mein Magen gerade zusammen vor Angst, mich auf der Tanzfläche – so wie ich bin – den Anderen zu zeigen. Dann heißt es, nicht auszuweichen, sondern das Gefühl anzuerkennen und ihm meine ganze Aufmerksamkeit und meinen Atem zu schicken. In diesem Moment sehe ich mich und ich nehme mich so an, wie ich bin. Ich verweile so lange, wie ich es will oder bis sich etwas in meinem Magen entspannt. Indem ich nicht nach Lösungen außerhalb von mir suche, gewinne ich Zeit, Zeit, in der ich mich entspannen kann. Und je entspannter ich sein kann, desto mehr kommt mein Innerstes in Fluss, Blockaden können sich auflösen, neue Perspektiven zeigen sich und ein Gefühl von Liebe stellt sich ein.

Selbstliebe beginnt dort, wo ich präsent bleibe: Jetzt – in diesem Moment. Nutzen wir diesen Moment in Dankbarkeit.

Sonja Handschuck, Gesundheitspraktikerin für Sexualität (DGAM)
Sexualpädagogin (ISP), 0551-29340199
www.in-weiblichkeit.de